GESCHICHTE UND TOPOGRAPHIE DER 44985 STADT ROM IM ALTERTUM. VON DR. OTTO GILBERT PROFESSOR UND BIBLIOTHEKAR DER UNIV.-BIBLIOTHEK ZU GREIFSWALD. DRITTE ABTEILUNG. LEIPZIG, DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 1890. Folgende Abkürzungen werden angewandt: Notizie degli scavi di antichità. B. c. = C. Bullettino della commissione archeologica communale (municipale) di Roma. = F. U. Cohen Corpus inscriptionum Latinarum. = = Forma Urbis Romae regionum XIIII ed. H. Jordan. déscription des monnaies frappées sous l'empire romain (médailles impériales) par H. Cohen. 1. édit. Orelli, Henzen Reber = = inscriptionum Latinarum collectio ed. Orelli, 3. ed. Henzen. Sill. = die in dem vorhergehenden Werke S. 211-308 gegebene Inschriftensammlung. Ann. Bull. Monum. Annali Bullettino Monumenti dell' Instituto archeol. Becker = = Handb. d. Röm. Altertümer. Teil I. Leipzig 1843. (Topographie der Stadt Rom.) Beschr. Beschreibung der Stadt Rom von Platner etc. = Preller Marquardt Regg. = = Cod. top. Römische Mythologie. 3. Aufl. von H. Jordan. = = Röm. Staatsrecht. 3. Aufl. Röm. Staatsverwaltung. 2. Aufl. Topographie der Stadt Rom im Altertum. die gemeinsamen Angaben der Notitia und des Curiosum. = Codex urbis Romae topographicus ed. Urlichs. Die in demselben vereinigten kleineren Quellen (namentlich die auf S. 187-198 gegebenen Chroniken auszüge durch Chron.) werden gleichfalls nur nach der Seite des Cod. top. citiert. Die Vorlage einer der neueren Kiepertschen Karten der antiken Stadt Rom wird vorausgesetzt. Dritte Abteilung. Die Gesamtstadt. Neuntes Kapitel. Die Entwicklung im allgemeinen. Als die Tarquinier aus der Stadt vertrieben wurden, war diese ihrem äussern Umfange wie ihrer innern Organisation nach in allen wesentlichen Stücken fertig und abgeschlossen: aus den Einzelansiedlungen war eine Einheits-, eine Gesamtstadt erwachsen. Der Gang, den die Entwicklung der Stadt fortan nimmt, ist ein durchaus normaler. Mit dem Wachsen der Bedürfnisse, der Ansprüche, der Mittel gestalten sich die Bauten und Anlagen, sei es in Restaurationen älterer Bauwerke, sei es in Neuschöpfungen, allmählich stattlicher und zugleich mannigfaltiger. Das zeigt sich einmal in dem Charakter der Stadt im allgemeinen, in Bauweise und Baumaterial, in Häusern und Strafsen; das zeigt sich nicht minder in all den Bauten und Anstalten, welche zur Ehre der Götter, zur Bethätigung der verfassungsmässigen Gewalten, zur Erleichterung des Verkehrs, zur Befriedigung der täglichen Bedürfnisse sich um- und neugestalten. Von hoher Bedeutung ist nach all diesen Seiten der Entwicklung die Kenntnis Griechenlands geworden: namentlich auf sakralem Gebiete hat der hellenische Einflufs ein völlig neues Kultsystem geschaffen, welches das ältere der Sacra publica allmählich überflügelnd schliefslich fast zur Alleinherrschaft gelangt ist. Den Bauten selbst bleibt, soweit sie der Republik angehören, der Charakter der Einfachheit und Nüchternheit eigentümlich, der sich erst mit der Kaiserzeit allmählich verwischt. Wie überall, so sind auch hier die Julier epochemachend geworden. Fortan dringt ein Zug von Glanz, von Schönheit, von Grofsartigkeit in die Entwicklung der Stadt und leitet sie in neue Bahnen. Rom wird so eine wirkliche Grofsstadt und Prunkstadt. Gilbert, Gesch. u. Topogr. Roms. III. 1 |