wie nicht minder ein solcher des Bonus Eventus ist uns bekannt.1) Es gliedern sich demnach, wenn wir das Gesagte zusammenfassen, die Sakralbauten und -ordnungen der Kaiserzeit in drei verschiedene Klassen. Zunächst sind die Kaiser bestrebt, den vorhandenen Bestand an Kulten, Tempeln und Ordnungen zu konservieren: sie restaurieren und erneuern demnach Tempel und Heiligtümer, ziehen nicht minder die Amts- und Dienstgebäude der sakralen Körperschaften in den Bereich ihrer Thätigkeit"), erhalten und reformieren endlich, wo es nötig, die Institutionen, Sodalitäten und Priesterschaften, die für den Dienst des bestehenden Götterkreises bestimmt sind.) Ihr Hauptaugenmerk ist aber auf den neuen Kaiserkultus gerichtet, der mit der Erweiterung des Kreises der Divi auch seinerseits eine stete Erweiterung und Erneuerung erfordert. Endlich aber läfst die Kaiserzeit es sich angelegen sein, den aus der Fremde kommenden Gottheiten zu denen aber fernerhin die hellenischen nicht mehr gehören, da sie fortan sämtlich eingebürgert sind Heimstätten zunächst aufserhalb des Pomerium der Stadt, später im Innern der Stadt selbst zu schaffen und zu schmücken. templo sancti Sylvani aus dem J. 115 auf einen durch Trajan gestifteten öffentlichen Tempel sich zu beziehen, worauf auch V. Tac. 17 geht fanaticus quidam in templo Sylvani. 1) Ammian. 29, 6, 19 von Claudius praef. u.: porticum excitavit ingentem lavacro Agrippae contiguam Eventus Boni cognominatam ea re quod huius numinis prope visitur templum. Wahrscheinlich bezieht sich dieser Tempel auf die Rückkehr irgend eines Kaisers nach glücklich vollführtem Kriege. Auf Münzen häufig Bonus Eventus Augusti, temporum felicitas und ähnlich; vgl. auch Orelli 1784 Eventui. Aug. feliciter. Victoriis. Aug. feliciter. Wir haben den Tempel wohl unweit des Beginns der via triumphalis zu suchen. Über Bonus eventus Plin. 34, 77; 36, 23. 2) Die Inschr. bieten hierfür manche Beispiele: C. VI, 976 Hadrianus augurato (rium) dilaps. a solo (restitu)it (am Lateran?); 981 vetustate (corruptas stati)ones urbis restituit; 2158 mansiones saliorum palatinas longa aetate neglectas pecunia sua reparaverunt (pontifices Vestae); Isidi mansionem 348; istarum aedium conditor 1397; Kultlokal der tibicines C. 3877a etc. 3) Hierauf näher einzugehen, liegt aufserhalb unserer Aufgabe; vgl. darüber Marquardt 3, der bei den betr. Sodalitäten die in der Kaiserzeit geschehenen Änderungen und Erweiterungen aufführt. Es sind namentlich. die Luperci, Arvales, aber auch Salii, Titii, welche Umgestaltungen erfahren. Elftes Kapitel. Die Anlagen politischen Charakters. Indem wir jetzt dazu übergehen, diejenigen Anlagen und Bauten zu betrachten, welche dazu bestimmt waren, dem politischen Leben als Schauplatz zu dienen, wird es das richtigste sein, diese baulichen Anlagen entsprechend den drei Faktoren des politischen Lebens Roms gleichfalls nach drei verschiedenen Seiten zu betrachten. Wir behandeln also zunächst diejenigen Gebäude und Plätze, wo sich die Verhandlungen des Senats; sodann diejenigen, wo sich die Versammlungen des Populus; endlich diejenigen, wo sich die Thätigkeit der Magistrate abspielte. Den Mittelpunkt für die Thätigkeit des Senats bildete das Comitium und auf diesem die Curia Hostilia. Jenes wie diese haben während der Republik die Bestimmung, die ihnen bei Gründung des Staats gegeben war, streng festgehalten.') Durch die zahlreichen Erwähnungen und Beziehungen, die uns über diesen Raum in den antiken Quellen zu Gebote stehen, ist uns die Möglichkeit gegeben ein im ganzen völlig klares Bild über Comitium und Curia uns zu machen.2) In engster Beziehung zu 1) Über die Orientierung des Comitium vgl. I, 317 ff.; über die Selbständigkeit des Raums im Verhältnis zum Forum vgl. II, 72 ff. Über Curia und Comitium vgl. Mommsen Ann. 1844. 16. 288 ff.; Detlefsen Ann. 1860. 32, 128 ff.; Reber die Lage der Curia Hostilia und der Curia Iulia. Habil.Schr. München 1858; Brecher die Lage des Comitium und der Curia Hostilia im Verhältnis zum Forum Progr. d. städt. höhern Bürgersch. Berlin 1870. Letzterer hat den Gegenstand was das Comitium und die Curia betrifft endgültig erledigt, während er über Graecostasis Volcanal etc. noch vielfach Irrtümliches bietet. 2) Dafs das Comitium durch Gitter von dem Forum abgeschlossen war, darf man aus dem Ausdruck saepsit Cic. de rep. 2, 17, 31 saepsit comitium et curiam schliefsen. Jedenfalls aber mufs der Raum des Comitium, auch wenn er ganz umgittert war, mehrere Aus- und Durchgänge gehabt haben: so überschreiten Liv. 5, 55 Soldaten den Platz. Westlich wurde das Comitium durch die Basilica Porcia begrenzt: Kap. 12; an der S.O.-Ecke des Raums standen die Rostra, vgl. hernach. Die Curia selbst stand auf erhöhtem Unterbau Liv. 1. 48 Tarquinius Servium e curia in inferiorem partem per gradus deiicit; ebenso Dion. 4, 38; daher Basilica Porcia inÒ tò ẞovlevtýgiov Plut. Cat. mai. 19 und Graecostasis sub dextra curiae Varro 1. 1. 5, 155; sie hatte mehrere Eingänge Dio 39, 35. Über die Sitze der Tribuni plebis vgl. Val. Max. 2, 2, 7 tribunis plebis intrare curiam non lice diesem Raume stehen aber noch zwei weitere: einmal die Graecostasis, welche unmittelbar über das Comitium und die Sacra via hinaus am nordöstlichsten Punkte der area Volcani lag und welche für die fremden Gesandten als Warteraum diente, von wo sie in die Curie vor den Senat zu Referaten und Verhandlungen abgerufen wurden1); sodann das Senaculum, ein Raum, der wieder die Graecostasis nach Westen zu begrenzend, den Senatoren vor dem officiellen Beginn der Senatssitzungen zum bat, ante valvas autem positis subselliis decreta patrum attentissima cura examinabant. Statuen in unmittelbarer Nähe der Curie: des Attus Navius, die sich nach Liv. 1, 36 in gradibus ipsis ad laevam curiae befand; des Horatius Cocles, bis sie auf das Volcanal versetzt wurde: oben II, 74. Statue des Hermodorus Ephesius in comitio Plin. 34, 21. Seit dem Samniterkriege waren durch den Einflußs der sibyllinischen Bücher die Statuen des Pythagoras und Alcibiades in den Ecken des Comitium aufgestellt, Plin. 34, 26; Sullas vergröfserte Curie beseitigte sie. Vor der Treppe zur Curie stand ein Feigenbaum Fest. p. 169 ficus in comitio appellatur Navia; ficus und Statue des Navius gehören also eng zusammen, weshalb sie auch unmittelbar neben einander standen Dion. 3, 71 ɛinóva χαλκῆν ἀνέστησεν ἐν ἀγορᾷ (ungenau) ἢ καὶ εἰς ἐμὲ ἦν ἔτι πρὸ τοῦ βουλευτηρίου κειμένη, πλησίον τῆς ἱερᾶς συκῆς Der Feigenbaum war von einem Metallgitter umschlossen, Conon. narr. 48 inì tñs άyogas (πρὸς τοῦ βουλευτηρίου κιγκλίσι χαλκαῖς TEQLεLoуαoμέvη. Die Benennung des Baums Tac. an. 13, 58 als ruminalis ist durch Konfusion mit der ficus am Palatin entstanden. Plin. 15, 77 heifst sie sacra fulguribus ibi conditis; über das hier angedeutete puteal Dion. 3, 7 ὀλίγον δὲ ἄπωθεν συκῆς ἥ τε ἀκόνη κεκρύφθαι λέγεται κατὰ γῆς καὶ τὸ Évo̟òv vñò ẞœu tivi; Cic. de div. 1, 17, 33 cotem illam et novaculam defossam in comitio supraque impositum puteal. Sonstige Raritäten auf dem Comitium das angebliche Grab des Romulus Fest. p. 177 (niger lapis in comitio); Porphyr. Hor. Epod. 16, 13 (post rostra); wohl auch des Faustulus Dion. 1, 87 τῆς ἀγορᾶς – ἐν τῷ κρατίστῳ χωρίῳ παρὰ τοῖς ἐμβόλοις. -. 1) Varro 1. l. 5, 155 bei Besprechung der Curia Hostilia: sub dextra huius a Comitio locus substructus, ubi nationum subsisterent legati, qui ad senatum essent missi. Is Graecostasis appellatus a parte ut multa. Auch die Deutung der Worte Plin. 7, 212 inter Rostra et Graecostasin ergiebt dasselbe Resultat: oben II, 73 f. Die Graecostasis war eine kleine unbedeckte area Obseq. 91. Sie hat ursprünglich einen Teil des Volcanal gebildet, wie daraus hervorgeht, dafs Plin. 33, 19 die von Flavius errichtete aedicula aerea der Concordia auf der Graecostasis, Liv. 9, 46 auf der area Volcani selbst ansetzt: oben 1, 249. Nach und nach beschränkten Concordiatempel, basilica Oppia etc. den Raum, sodafs nur für das Senaculum und die Graecostasis Raum auf dem nördlichen Teile dieses Raums übrig blieb. Der Bau des Tiberianischen Concordiatempels endlich scheint den für Graecostasis und Senaculum bestimmten Platz völlig für sich in Anspruch genommen zu haben, weshalb erstere verschoben wurde: vgl. hernach. Versammlungsort diente, von wo sie dann, sei es in die Curia Hostilia, sei es in den Concordiatempel eintraten.1) Beide Lokale, möglichst nahe den beiden Hauptversammlungsplätzen des Senats gelegt, haben wir als die notwendigen Ergänzungsräume der officiellen Senatssitzungsäle anzusehen. Eine besondere Erwähnung verlangt aber noch der extrapomeriale Versammlungsort des Senats. Für alle Verhandlungen mit Männern, welche das Pomerium nicht betreten durften, hat sich der Tempel der Bellona resp. des Apollon als der gewöhnliche Sitzungssaal herausgebildet, während die Sitzungen des Senats auf dem Kapitole durchgehend einen besonders feierlichen oder festlichen Charakter tragen.2) Curia und später auch Concordiatempel sind, abgesehen von den extrapomerialen Vereinigungspunkten, die regelmäfsigen Sitzungslokale des Senats; alle übrigen für die Senatssitzungen verwandten Tempel bilden mehr oder weniger Ausnahmen.3) Was sodann die politische Thätigkeit des populus betrifft, so kam dieselbe bekanntlich in Comitien, Concilien und Concionen zum Ausdruck, diese aber zerfielen wieder je nach der politischen Komposition und Gliederung des teilnehmenden Volks oder seiner Abteilungen in verschiedene Arten. Die Comitien als der wichtigste und entscheidendste Ausdruck des Volkswillens sind Curiat-, Centuriat- oder Tributcomitien, je nachdem 1) Oben II, 70 ff.: für die Fixierung dieses Platzes ist entscheidend Varro l. 1. 5, 156 senaculum supra Graecostasim ubi aedis Concordiae et basilica Opimia. Der Tiberianische Concordientempel hat das senaculum beseitigt. Über die ursprüngliche Bedeutung des senaculum oben 2, 71f. 2) Über den Tempel der Bellona als Versammlungsort des Senats oben S. 74f. Über das Kapitol II, 450 f.; die Curia Calabra ist hier als das für die Senatsversammlungen bestimmte Ratshaus aufzufassen Mommsen 3,2.927. Die entscheidende Bedeutung, die das Kapitol nach der Intention des Tarquinius hatte erhalten sollen, tritt namentlich in der Nachricht hervor, welche sich App. Pun. 7, 5 findet: Bový ἐς τὸν πόλεμον ὁρμῶσα ἐς τὸ Καπιτώλιον οὗπερ εἰώθασι περὶ πολέμου σκοπεῖν συνελθοῦσα ἐψηφίσατο Καρχηδονίοις πολεμεῖν. Das Kapitol war danach regelmälsig der Ort der Kriegserklärung. Über das Kapitol vgl. noch Kap. 14. -- 3) Hierüber Willems II, 158 ff.; Mommsen 3, 2. 925 ff. Als sonstige Versammlungsorte des Senats erscheinen aufser Concordiatempel, der Tempel der Dioskuren, des Jupiter Stator, der Tellus, des Quirinus: vgl. diese Tempel selbst. Der Versammlungsort mufs ein templum sein Varro bei Gell. 14, 7, 7. das abstimmende Volk nach Curien, nach Centurien, nach Tribus geordnet seine Stimme abgiebt. Die Curiatcomitien haben sich stets entweder auf dem Comitium oder auf dem Capitolium vollzogen; einen anderen Platz für ihren Vollzug giebt es nicht. Und zwar haben die auf dem Capitolium vor der curia Calabra sich versammelnden Curien nur der Abkündigung des Festkalenders an den Kalendae assistiert1), während auf dem Comitium dagegen alle wirklich politischen Akte sich vollzogen haben. Von dieser staatsrechtlichen Forderung giebt es keine Ausnahme.2) In gleicher Weise sind auch die Comitia centuriata mit gesetzlicher Notwendigkeit an einen bestimmten Platz gebunden: es ist dieses der Campus Martius. 3) Wie die comitia curiata also innerhalb des Pomerium, so müssen die Comitia centuriata aufserhalb des Pomerium abgehalten werden.1) Es beruht das auf 1) Oben II, 451 f. Im allgemeinen Mommsen III, 1. 378 ff. Die Worte Suet. Aug. 65 in foro lege curiata kann ich nur als einen ungenauen Ausdruck auffassen. 2) Allgemein Varro 5, 155 comitium ab eo quod coibant eo comitiis curiatis: damit ist gesagt, dass alle Comitien und demnach in erster Linie die zur Erteilung der lex curiata de imperio auf dem Comitium zusammentraten. Der Ausdruck des Kalenders, 24. März und 24. Mai Q. R. C. F. läfst gleichfalls nur die Deutung auf das comitium zu, wie überhaupt die comitia resp. das comitiare nur Beziehung zum comitium haben. Demnach auch die bis in anno, calatis comitiis ermöglichten Testamente Gell. 15, 27, 3; Cas. 2, 101 auf dem Comitium. Vgl. aufserdem Fest. 38 comitium coeundo id est insimul veniendo; Liv. 5, 22 comitia curiata nisi ubi adsolent fieri possunt. Der Ausnahmefall Liv. 5, 46 beweist natürlich nichts: wahrscheinlich ist derselbe aber überhaupt hernach zurechtgemacht; wenigstens verzichtete Pompejus in einem ähnlichen Falle überhaupt auf die lex curiata Dio 41, 43. a 3) Die der Sage nach von Servius Tullius abgehaltene erste Versammlung der centuriae hat als Prototyp für alle folgenden gegolten; von ihr heifst es bei Livius 1, 44 censu perfecto edixit ut omnes cives Romani, equites peditesque in suis quisque centuriis in campo Martio prima luce adessent. Ebenso Dion. 4, 22. Der Ausdruck campus hat infolge dessen eine ganz specifische Bedeutung erhalten Liv. 9, 46. Im allgemeinen Mommsen 3, 1. 380 f. 4) Das extra pomerium der comitia centuriata ergiebt sich mit Notwendigkeit aus der lex Valeria de provocatione, welche die Ausübung des vollen imperium, auf dem das Recht comitia centuriata abzuhalten beruhte, nur extra pomerium gestattete. Ausgesprochen wird der Grundsatz bestimmt von Laelius Felix bei Gell. 15, 27, 4 centuriata comitia intra po |